Andrzej Panufnik

*  24. September 1914

†  27. Oktober 1991

von Martina Homma

Essay

Das Klaviertrio (1934) des 20jährigen Studenten trägt zwar die Opuszahl 1, wurde jedoch als einzige vor 1974 entstandene Komposition nicht in Impulse and Design besprochen. Wie viele Frühwerke zeigt das Trio Züge, denen erst der Rückblick aus der Perspektive eines umfangreichen Œuvres ihr Gewicht als zukunftsträchtige zuerkennt. Die zwischen Dur und Moll schwebenden Klänge im I.Satz und die konstruktive Rolle einzelner Intervalle im Finalrondo strukturieren noch etliche Werke Panufniks, und die Pendelbewegung im I. und II.Satz, als wiegender Rhythmus in Wiegenlied (1947) und Nokturn (1947) wiederaufgegriffen, erweitert Panufnik im späteren Œuvre zu pulsierenden Strukturen – zum Hin und Her mehrschichtiger Palindrome in Melodie- und Formbau, zu symmetrischem Auf und Ab melodischer Linien, zum dynamischen Bogen kompletter Formverläufe etwa in Arbor cosmica (1983).

Auch bei den Fünf Polnischen Bauernliedern (1940), einem Arrangement originaler Volksmelodien, liegt es nahe, sie als Vorboten von Stilisierungen (Concerto in modo antico, 1951) und Bearbeitungen vor allem aus den 50er-Jahren zu verstehen, die sich auf polnische Volksmusik (Hommage à Chopin, 1949; Polonia, 1959; Rhapsody, 1956) oder auf Musik polnischer Komponisten des 16. und 17.Jahrhunderts stützen (Divertimento, 1947; Altpolnische ...